Ist das Studentenwohnheim überhaupt mein Zuhause? | ZEITUNG

2021-11-16 15:40:00 By : Mr. Qunfeng Zhang

Selbst gezogene Grünpflanzen, die auf der Fensterbank sprießen. Handtücher im Bad farblich passend zu den Couchkissen im Wohnzimmer und ein dreiteiliges Geschirrset im Küchenregal. So stellt man sich das immer vor, wenn man von seiner ersten Wohnung träumt. Alles perfekt gestylt. So wie du es dir immer vorgestellt hast. Ihr eigenes Reich zum Wohlfühlen. Ein echtes Zuhause.

So viel zum Traum. Nun zur Realität: Bis vor kurzem bewohnte ich ein 21 Quadratmeter großes Zimmer (inklusive Küchenzeile und Bad). Im Schrank standen bunte Tassen, die ich die letzten Jahre zu Weihnachten als Geschenkset mit Tee und Schokolade bekommen hatte. Auf dem selbstbemalten Ess- und Schreibtisch vegetierte eine gelbgrüne Topfpflanze mit herabhängenden Blättern. Jetzt wohne ich wieder zu Hause und teile alles mit meiner Mama. Oder besser gesagt sie bei mir, denn mir gehört hier eigentlich nichts. Spätestens im Herbst ziehe ich in eine mir noch unbekannte Stadt und ins nächste Studentenwohnheim. Dieses ständige Hin und Her wird noch eine Weile dauern, denn wer weiß, wo ich danach lande. 

Es ist ärgerlich, immer wieder neue günstige Regale bei Ikea zu kaufen und diese ein Jahr später in Facebook-Tauschgruppen wieder loswerden zu müssen. Und es ist nervig, das wahllos aufgeworfene Geschirr, das Mama aussortiert und dem armen Kind als "Aussteuer" vermacht hat, mit der Hand abzuspülen. Aber es ist auch irgendwie nett. Denn im Moment kann ich mir noch weniger vorstellen, in einer Wohnung zu leben, in der ich mindestens die nächsten zehn Jahre bleiben muss, weil ich (und meine Eltern) so viel Geld und Arbeit hineingesteckt habe. Was ist, wenn es Ihnen irgendwann nicht mehr gefällt und Sie plötzlich weg wollen? Ausziehen und in die nächste voll möblierte Studentenwohnung einziehen ist gar nicht so einfach.

Irgendwie fühlt es sich an wie Freiheit, in ein paar Monaten nicht mehr zu wissen, wo man wohnen soll. Und es fühlt sich an wie Freiheit, die Gebrauchsspuren der Gebrauchtmöbel zu untersuchen und sagen zu können: „Ich bin sowieso nur noch ein Jahr hier“. Sie können diese Orte immer noch „Zuhause“ nennen, weil Sie dort leben. Denn du erlebst dort besondere Momente, schmiegst dich dort ein und entwickelst so eine ganz besondere Verbindung zu diesen Orten. Und weil man immer das Beste aus der Situation machen muss. Und irgendwann kommt die Wohnung, in der die Bettwäsche zum Vorhang passt.

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